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Klangvolle Literaturgeschichte – eine Weihnachtspostille am Beispiel der Vertonung von Bruder Philipps „Marienleben“-Dichtung durch Franz Zebinger

Wernfried Hofmeister

HLK-Blog 18/2025 (19. 12. 2025)

Vorgeschichte

Das Ausstellungsmodul zu Hugo von Montfort in der „Dichterleben“-Ausstellung im StLA 2016
Abb. 1: Das Ausstellungsmodul zu Hugo von Montfort in der „Dichterleben“-Ausstellung im StLA 2016 © Wernfried Hofmeister

Es begab sich am 19. Mai 2016, dass bei der Eröffnung der  „Dichterleben”-Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv unter den zahlreichen Gästen der Musikpädagoge und Tonkünstler  Franz Zebinger anwesend war, gleichsam auf Geheiß des dort mit präsentierten Dichtergrafen Hugo von Montfort (1357–1423).[1] Dessen  Brucker Literaturpfad hatte ihn nämlich dazu angeregt, Hugos lyrische „Paradiesrede” zu vertonen.[2] Die fulminante Uraufführung von Zebingers vokal und orchestral reich ausgestaltetem Oratorium mit dem Titel „Paradiesreise” fand übrigens am 23. Mai 2017 im Stadtsaal von Bruck an der Mur statt. In der Hauptpartie des Hugo von Montfort brillierte der Startenor  Daniel Johannsen.[3] So also wurde der historiografisch intellektuelle Werkzugang zum spätmittelalterlichen Dichter und Sänger Hugo von Montfort durch Franz Zebingers zeitgenössische, dennoch eng am historischen Wortlaut orientierte Rezeption emotional komplementiert.

Nebeneffekte einer Ausstellung

Das Ausstellungsmodul zu Bruder Philipp von Seitz in der „Dichterleben“-Ausstellung im StLA 2016
Abb. 2: Das Ausstellungsmodul zu Bruder Philipp von Seitz in der „Dichterleben“-Ausstellung im StLA 2016© Wernfried Hofmeister

In besagter „Dichterleben”-Ausstellung kam es zu einer Erstbegegnung zwischen Franz Zebinger und dem Kartäusermönch Bruder Philipp mit seinem bald nach 1300 im untersteirischen Seitz/Žiče entstandenen „Marienleben”. Vielleicht war es die Aura der dort gezeigten altehrwürdigen „Marienleben”-Abschrift aus dem Stift Admont,[4] die in dem Komponisten den Keim dafür gelegt hat, dereinst auch Bruder Philipps Heilserzählung zu vertonen.[5] Jedenfalls sollte Franz Zebinger tatsächlich acht Jahre später zu einem aktiven Teil jener außergewöhnlichen Rezeptionsgeschichte werden, welche zu Ende des 13. Jahrhunderts mit einem Dichtungsauftrag an den gelehrten Kartäusermönch durch den marienfrommen Deutschen Ritterorden begonnen hatte – doch dazu etwas später mehr.

Die literarhistorische Erfolgsgeschichte von Bruder Philipps „Marienleben“

Abb. 3: Tafel zu Bruder Philipp von Seitz mit Abbildungen der Miniaturen aus dem Fragment 7 des StLA
Abb. 3: Tafel zu Bruder Philipp von Seitz mit Abbildungen der Miniaturen aus dem Fragment 7 des StLA© Wernfried Hofmeister

Nach Fertigstellung des „Marienlebens” mit seinen rund 10.000 vierhebigen Reimpaarversen wurden auf ausdrücklichen Wunsch des Deutschen Ritterordens sogleich zahlreiche Abschriften angefertigt.[6] Da sich davon bis heute über 100 dieser Werkkopien und Bearbeitungen erhalten haben, stellt dieses fromme Werk für uns heute die meistüberlieferte deutschsprachige Reimpaardichtung des Mittelalters dar – mit deutlichem Abstand zu anderen ‚Überlieferungs-Hits’ wie dem „Parzival” des Wolfram von Eschenbach oder dem „Nibelungenlied”. Nicht unerwähnt bleibe in diesem Zusammenhang das „Marienleben”-Fragment 7 des Steiermärkischen Landesarchivs, das in der „Dichterleben”-Ausstellung ebenfalls präsentiert werden konnte, denn mit seinen herzerwärmend phantasievollen Illustrationen zur Kindheit des Jesusknaben veranschaulicht es auf engstem Raum beispielhaft die innige Resonanz von Philipps frommer Versdichtung.[7]  
Ganz allgemein sei zum Erfolgsrezept von Bruder Philipps Dichtkunst angemerkt: Aufbauend auf zahlreichen literarischen, biblischen sowie apokryphen Quellen hat es dieser hoch gebildete Kartäusermönch verstanden, die Marien- und Jesusgeschichten in zugleich einfacher, fast schon alltagssprachlicher, dabei kraftvoll-bilderreicher Reimsprache in sämtlichen nur wünschenswerten Einzelheiten so nachzuerzählen, als würde man die historischen Ereignisse mit eigenen Augen mitverfolgen. Genau diese visuelle Eindringlichkeit war es wohl, die zu seiner Dichtung so auffallend viele (und manchmal szenisch unikale) Buchillustrationen hat entstehen lassen. Was die auditive Wirkung des Textes betrifft – sei es beim Vortrag im Kirchenraum, bei Mönchskongregationen oder für Klostergäste? –, kann man sich gut vorstellen, dass der sehr mundgerechte, fein rhythmisierte Versduktus von Beginn an dafür prädestiniert war, musikalisch begleitet zu werden.

Das Admonter Konzertereignis

Fotografischer Eindruck vom Konzert mit dem Solisten Daniel Johannsen, dem Dirigenten Albert Wonaschütz und – in vorderster Reihe ganz rechts sitzend – dem Komponisten Franz Zebinger
Abb. 4: Fotografischer Eindruck vom Konzert mit dem Solisten Daniel Johannsen, dem Dirigenten Albert Wonaschütz und – in vorderster Reihe ganz rechts sitzend – dem Komponisten Franz Zebinger© Wernfried Hofmeister

Beflügelt durch einen ehrenhaften Kompositionsauftrag seitens des Stiftes Admont für dessen 950-Jahrfeier im Jahr 2024, konnte Franz Zebinger seinen Vertonungsplan für das „Marienleben” in die Tat umsetzen.[8] Um dem angestrebten Format eines Oratoriums in Konzertabendlänge zu entsprechen, beschränkte er sich für seine symphonisch-chorische Komposition mit solistisch in den Vordergrund tretenden Gesangsrollen auf zentrale Abschnitte aus der Dichtungsvorlage: Mariä Verkündigung, Marias Besuch bei Elisabeth, die Geburt Jesu, der zwölfjährige Jesus im Tempel, die Hochzeit zu Kana, Marias Abschied von ihrem Sohn, Jesu Einzug in Jerusalem, Maria unter dem Kreuz, die Auferstehung Jesu, seine Erscheinung vor Maria, ihre Himmelsbotschaft und Aufnahme in den Himmel. Als Rahmung und Zwischenstücke für diese narrativen Sequenzen entstanden rein orchestrale Abschnitte. Ähnlich wie schon bei seinen früheren musikalischen Arbeiten hielt Zebinger für sämtliche gesungenen Passagen eng und sprachgeschichtlich authentisch am altdeutschen Text fest – allen damit verbundenen Herausforderungen für die Sänger·innen zum Trotz.[9]  
Am 23. Juni 2024 fand für die festlich gestimmte Hohe Ordensgeistlichkeit sowie für zahlreiche Gäste aus nah und fern in der Admonter Stiftskirche die Uraufführung von Franz Zebingers „Marienleben”-Oratorium statt; auch der Verfasser konnte diesem restlos ausverkauften Jahrhundertereignis beiwohnen, es gewissermaßen bezeugen. Nach monatelangen Vorbereitungen hatten sich da unter der Gesamtleitung und dem Dirigat von Albert Wonaschütz eine Hundertschaft an Instrumentalist·innen und Sänger·innen mehrerer Chöre zusammengefunden, dazu herausragende Gesangssolist·innen mit dem Zebinger-‚Getreuen' Daniel Johannsen in der Rolle von Jesus an der Spitze und mit Elisabeth Stemberger als stimmlicher Verkörperung von Maria.[10]  
Franz Zebingers Kunst der tonsprachlichen Verschmelzung von historischem Text mit kongenialen Echos aus einer mittelalterlichen Melodik, welche er subtil in eine zeitgenössische, manchmal volkstümlich anmutende Klanginszenierung einzuweben versteht, ließe sich nun an vielen Szenen aus dem „Marienleben” verdeutlichen. Besonders gut mag das an der Geburtsszene gelingen; sie sei daher jetzt in den Mittelpunkt gerückt, beginnend mit einer Betrachtung der mittelalterlichen Textquelle.

Die Geburtsszene Jesu bei Bruder Philipp

Miniatur zur Geburtsszene im „Marienleben“ des Bruder Philipp aus der Sammelhandschrift Stuttgart, HB XIII 6, fol. 269v, Ausschnitt
Abb. 5: Miniatur zur Geburtsszene im „Marienleben“ des Bruder Philipp aus der Sammelhandschrift Stuttgart, HB XIII 6, fol. 269v, Ausschnitt© Württembergische Landesbibliothek Stuttgart

Dem Ereignis von Jesu Geburt hat Bruder Philipp mehr als 700 Verse gewidmet: von Vers 1936 bis inkl. 2644 unmittelbar vor dem bethlehemitischen Kindermord, nachzulesen in dem dafür bereitgestellten  Werkausschnitt . Inhaltsskizze: Joseph hat nach langem inneren Ringen seine Rolle als eine Art Para-Vater angenommen und geleitet seine hochschwangere Frau nun fürsorglich nach Bethlehem zur Volkszählung. Während ihrer Reise zieht sich das Paar wegen der unmittelbar bevorstehenden Geburt nahe Bethlehem rasch in eine Grotte zurück, welche Hirten und deren Vieh als sicherer Unterstand dient. Gleich einem Lichtstrahl, der Glas durchdringt, kommt Jesus schmerzfrei aus dem unversehrten Schoß der jungfräulichen Mutter zur Welt. Maria hüllt ihren Sohn sogleich in Tücher und legt ihn liebevoll in die Futterkrippe für Ochs und Esel. Joseph heißt ihn wie einen König willkommen; Maria und er knien vor der Krippe nieder und beten ihr Kind an. Eine von zwei herbeigeeilten Hebammen macht sich wichtig und sucht ebenso ungläubig wie vergeblich in Marias unversehrtem Schoß die Nachgeburt; augenblicklich erlahmt ihr der Arm, er wird aber dank sofortiger Reue vom Jesuskind wieder geheilt – die Hebammen verkünden daraufhin ringsum das Wunder dieser Geburt. Ein Engel führt Hirten zur Krippe, über der ein Stern hell leuchtet. Mächtige Naturmirakel zeigen in Rom das Mysterium von Jesu göttlicher, die Welt verändernder Niederkunft an. Erschrocken über diese Bedrohung seiner eigenen Macht durch den angeblich neugeborenen ‚König der Juden‘ möchte Herodes Näheres über seinen Konkurrenten erfahren. Daher ersucht er die drei Könige aus dem Morgenland, die dem Stern zu diesem auserwählten Kind folgen, ihm dessen Aufenthaltsort zu verraten. Wenig später erreichen die weisen Könige die Geburtsstätte des Gottessohnes und huldigen dem Jesusknaben mit reichen Gaben. Hernach kehren sie jedoch nicht wieder zu Herodes zurück, denn ein Engel hat ihnen dessen heimtückischen Tötungsplan offenbart.

„Die Geburt Jesu in Bethlehem“ in Franz Zebingers Klangwelt

Ansicht des CD-Covers
Abb. 6: Ansicht des CD-Covers

Franz Zebinger gründet seine oratorische Umsetzung der Geburtsszene auf eine Auswahl von 36 markanten, um nicht zu sagen ikonisch gewordenen Versen aus Bruder Philipps „Marienleben”: Das sind der Ritt von Maria und Joseph nach Bethlehem, Marias Niederkunft und die Verehrung des neugeborenen Jesusknaben durch das hochheilige Paar. Zur Illustration sei aus Zebingers Partitur seine neuhochdeutsche Übertragung von Bruder Philipps Versen wiedergegeben. Um dem Admonter Publikum das Textverstehen des anschließenden originalsprachlichen Gesangs zu sichern, wurde diese Übersetzung zuvor von einem Sprecher (Nikolaus Lechthaler), der auf der Kanzel platziert war, verkündet:
Als neun Monate vergangen waren, seit Maria ihr Kind von Gott empfangen hatte, nahm Josef, der Gottesfreund, seine Braut, um sie in sein Haus in Bethlehem heimzuführen. Auf einen Esel setzte er sie,  sie ritt darauf, er ging daneben. Wie sie es beide gewohnt waren, redeten sie unterwegs von der Heiligen Schrift, dann wieder beteten sie. – Als nun aber das Kind zur Welt gekommen war, sangen die Engel mit ihren himmlischen Stimmen: „Nun ist geboren unser Herr, Gott im Himmel sei Lob und Ehr'! Er soll werden unser Trost, von ihm wird auch die Welt erlöst.” Josef, der herbeikam, erschrak tief in seinem Herzen wegen des hell strahlenden Lichtes. Aber Maria rief ihm zu: „Komm her, Josef, mein lieber Mann! So hab' doch keine Angst! Sieh das liebe Kind an, das ich eben zur Welt gebracht habe.” Da sah Josef das Kind an und sprach mit tiefer Freude: „Wohl mir, dass ich diese schöne Stunde erleben darf, wohl mir, dass meine Augen meinen Gott und Herrn sehen, meinen Trost und meinen Schöpfer! Willkommen, mein König, in deinem Königreich! Willkommen, Herr, in deinem Land. Wohl dem, der dich erkennt! Lieber Herr, du hast mir deine Göttlichkeit im Mensch-Sein und dein Mensch-Sein in der Göttlichkeit geoffenbart, dafür sage ich dir Lob und Dank.” [11]
An diese Darbietung der Übertragung schloss sogleich der komponierte Teil des Oratoriumsabschnitts „Die Geburt Jesu in Bethlehem” an. Mit Genehmigung des Produzenten kann man sich die musikalische Umsetzung hic et nunc  anhören.[12] Ergänzend sei empfohlen, dazu die  Partitur einzusehen.
Wer da inmitten des vollen symphonischen Spektrums aus Saiten‑, Bläser‑ und Schlagwerkklängen auch Töne von Akkordeon, Saxophon oder Hackbrett wahrnimmt, hat sich nicht getäuscht. Vielmehr ist eine solche Verbindung zwischen klassischem Orchesterklang mit modernen, oft regional vertrauten Klängen typisch für Zebingers Kompositionsweise, sozusagen sein künstlerisches Signet. Bei der Geburtsszene trägt all dies förmlich mitreißend dazu bei, Zuversicht, Fröhlichkeit und eine menschlich tiefe Beseeltheit auszudrücken. Das weihnachtliche Strahlen des Sternes über Bethlehem wird musikalisch erfahrbar.
Zum Abschluss sei im Einvernehmen mit dem Komponisten noch verraten, aus welchen zusätzlichen, sehr persönlichen Quellen er Kraft und Inspiration für sein Tonkunstwerk im Geiste des Kartäusermönchs Bruder Philipp von Seitz geschöpft hat:

Ausschnitt aus der Admonter Krippe von Josef Stammel 1755/56
Abb. 7: Ausschnitt aus der Admonter Krippe von Josef Stammel 1755/56© Stift Admont

Kurze Bemerkungen zur Weihnachtsszene in meinem Oratorium „Marienleben”

Die Weihnachtsgeschichte, wie Bruder Philipp sie erzählt, hat Erinnerungen an meine Kinderzeit hervorgerufen. In unserem Haus gab es die sog. „Bibel” des Martin von Cochem mit vielen schönen Bildern. Da sah man etwa Maria, auf einem Esel reitend, Josef geht daneben her und führt das Tier am Zügel, ganz so, wie Bruder Philipp schreibt: „ûf einen esel sazt er sî, dâ reit sî ûf, er gie dâ bî”. Als das göttliche Kind geboren war, erschienen die Engel den Hirten und sangen: „nû ist geborn unser hêrre...”. In meiner Heimatkirche wurde am Heiligen Abend tagsüber die Krippe aufgebaut, aber noch ohne das Jesuskind. Erst vor der Mette legte man es dann auf Stroh in die Futterkrippe, von Maria, Josef, Ochs, Esel und den herbeigeeilten Hirten – und uns Kindern – froh betrachtet.
Bei der Komposition der Weihnachtsszene habe ich mich sehr von diesen Kindheitserinnerungen leiten lassen. Auch an die Figuren der Admonter Weihnachtskrippe von Josef Stammel habe ich beim Schreiben immer wieder gedacht. Wie liebevoll blicken Maria und Josef auf das Kind in der Krippe, assistiert von Ochs und Esel, gar nicht zu reden von den frommen Hirten!
So habe ich als alter Mann meinem Kindheits-Ich gestattet, seine weihnachtlichen Gefühle in Noten auszudrücken.[13]

Anmerkungen

[1] Siehe zum aktuellen Forschungsstand Wernfried Hofmeister/Gernot Peter Obersteiner (Hgg.), Graf Hugo von Montfort (1357–1423). Neue Forschungen zu Leben und Werk in Erinnerung an den 600. Todestag (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 101, Graz 2025). Einen kompakten Überblick zu dieser Veröffentlichung bietet der  Blogbeitrag der Herausgeber. Zur „Dichterleben”-Ausstellung s. Wernfried Hofmeister, Botschaften aus dem Mittelalter: Die #dichterleben-Ausstellung 2016 – 2021(?) im Kontext ihrer Literatur­­-, Landes­- und Projektgeschichte. In: Blätter für Heimatkunde 93 (2019), 81–97. Einen nachträglichen virtuellen Besuch der gesamten „Dichterleben"-Ausstellung ermöglicht der  360°-Rundgang. Das Ausstellungsmodul zu Hugo von Montfort kann seit 2019 im Gangbereich des Pfarrhofes Frohnleiten frei besichtigt werden.
[2] Nachzulesen auf der untersten Tafel der linken Seite in Hugos Ausstellungsnische. Der Kompositionsauftrag wurde Franz Zebinger auf Ersuchen des Verfassers durch die Stadtgemeinde Bruck an der Mur erteilt. Nur der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt: Ebenfalls an Franz Zebinger vermitteln konnte der Verfasser einen Kompositionsauftrag durch die Marktgemeinde Wildon für eine oratorische Vertonung der Versnovelle „Die Katze” des mittelalterlichen Lyrikers und Novellisten Herrand von Wildon. Die höchst erfolgreiche Uraufführung der gleichnamigen Komposition erfolgte am 14. September 2019 in der Pfarrkirche Wildon mit dem international bekannten Tenor Daniel Johannsen in der Titelrolle.
[3] Anlässlich der Migrierung von Hugos von Montfort Ausstellungsmodul nach Frohnleiten fand im dortigen Volkshaus eine überaus gelungene Neuaufführung der „Paradiesreise” statt, dirigiert von Miriam Ahrer. Die dabei entstandene hochprofessionelle Tonaufnahme durch das Landesstudio Steiermark des ORF wurde trotz intensiver Bemühungen des Verfassers bislang nicht ausgestrahlt.
[4] Näheres zu dem 1351 entstandenen Kodex Admont, Stiftsbibl., Cod. 797 findet sich unter  https://www.handschriftencensus.de/2133.
[5] Das Ausstellungsmodul war nach dem Abbau ab dem Herbst 2018 für längere Zeit im Gang vor dem Stiftsarchiv zu sehen (siehe den  Ausstellungsfolder), danach für einige Monate im Stiftsgymnasium Admont.
[6] Zu allen derzeit bekannten Überlieferungen siehe die Auflistung des  Handschriftencensus.
[7] Als immer noch aktuell gilt die Erstausgabe von Heinrich Rückert aus der Mitte des 19. Jh.: Bruder Philipps des Carthäusers Marienleben. Zum ersten Male hrsg. von Heinrich Rückert (= Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur 34, Quedlinburg [u. a.] 1853; unveränderter Nachdruck, Amsterdam 1966). Nur bedingt empfehlenswert ist folgende Gesamtübersetzung: Das Marienleben. Aus dem Mittelhochdeutschen zeilengetreu übersetzt und kommentiert von Eduard Glauser (Basel 2020); siehe dazu die Rezension des Verfassers (Wernfried Hofmeister, Zeitschrift für deutsches Altertum 151 [2022], 386–389).
[8] Weiteres zum Kompositionsauftrag durch das Stift Admont (angestoßen durch ein Ersuchen des Verfassers) ist nachzulesen unter  https://www.ordensgemeinschaften.at/8561/stift-admont-laedt-zu-welturauffuehrung-des-oratoriums-marienleben.
[9] Wie zuvor für die frühneuhochdeutschen Texte von Hugo von Montfort und den mittelhochdeutschen Text von Herrand von Wildon (s. o.) haben Andrea und Wernfried Hofmeister auch für Bruder Philipps „Marienleben” Franz Zebinger bei Fragen zur Texteinrichtung und zum Textverständnis kollegial beraten.
[10] Nähere Informationen zur „Welturaufführung” finden sich auf der  Homepage des Stiftes Admont.
[11] Entnommen der Partitur: Marienleben. Oratorium für Soli, Sprecher, Chor und Orchester zu mittelhochdeutschen Texten des Philipp von Seitz (zitiert nach der Ausgabe Heinr. Rückert, 1853). Auswahl und Textgestaltung: Franz Zebinger [2024], 42. Wie einer Anmerkung auf Seite 5 oben zu entnehmen ist, war die Komposition des Kernbestandes bereits 2020 abgeschlossen.
[12] Dank großzügiger Förderungen durch das Stift Admont entstanden ein professioneller Konzertmitschnitt sowie eine Doppel-CD-Edition inkl. einem Booklet: Franz Zebinger, Marienleben. Oratorium. Livemitschnitt der Uraufführung am 23. Juni 2024 in der Stiftskirche Admont. Gesamtleitung: Albert Wonaschütz, Aufnahme & Mastering: Clemens Frühstück. – An einem Erwerb Interessierte mögen sich an Mag. Albert Wonaschütz wenden: wona@gymnasium-admont.at; der Preis für die CD beträgt € 15,- plus Portospesen.  
[13] Zitat aus einer E-Mail an den Verfasser am 2. Dezember 2025. – Rückmeldungen oder Nachfragen an Prof. Dr. Franz Zebinger können gerne direkt via franz.zebinger@gmail.com übermittelt werden.

Ao. Univ.-Prof. i. R. Dr. Wernfried Hofmeister: Studium der Germanistik und Anglistik in Graz, Promotion 1981, nach Habilitation 1995 Ao. Univ.‑Prof. für Deutsche Sprache und Ältere Deutsche Literatur am Institut für Germanistik der Universität Graz, seit 2019 Geschäftsführender Sekretär der Historischen Landeskommission für Steiermark. Forschungsschwerpunkte: Editionswissenschaft, historische Metaphern- und Phraseologieforschung, spätmittelalterliche Dichtung, regionale Literaturforschung und ihre mediale Vermittlung.

 

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